Jeder kommuniziert anders. Das gilt in besonderem Masse für hochsensible Menschen. Sie sind extrem empathisch, können zwischen den Zeilen lesen und interpretieren jede noch so kleine Regung beim Gegenüber. Diese besondere Begabung kann aber auch ein Fluch sein, wie folgendes Beispiel zeigt:
Eine hochsensible Person – HSP für «Highly Sensitive Person» – und ein Normaldenker – nennen wir ihn N. – unterhalten sich. Letzterer sagt etwas, das beim Hochsensiblen falsch ankommt. Anschliessend trennen sich die beiden, jeder geht nach Hause. N. ganz unbeschwert, beim Hochsensiblen geht das Kopfkino an. Er fragt sich: Wie hat N. diese Bemerkung gemeint? Was wollte er mir damit sagen? Mag er mich nicht und warum? Habe ich etwas Falsches gesagt oder getan? Auch nachdem Stunden, Tage oder sogar Wochen vergangen sind, bleibt ein flaues Gefühl bei der HPS. Als diese N. beim nächsten Treffen darauf anspricht, reagiert dieser sichtlich überrascht. Er kann sich nicht einmal mehr an den Inhalt des letzten Gesprächs erinnern.
Hast du eine solche Situation auch schon erlebt? Als hochsensible Person oder in der Rolle von N.? Egal, ob du hoch- oder normalsensibel bist: Sei dir stets bewusst, dass dein Gesprächspartner oder deine Gesprächspartnerin Gesagtes vielleicht anders aufnimmt. Oder anders meint, als es bei dir ankommt.
Was kann die HSP tun, um nicht mehr so schnell in die Spirale von Grübelei und schlechtem Gewissen zu geraten? Die Neigung, ständig alles zu (über-)interpretieren kann sie nicht abschütteln. Aber, wenn sie sich dieser bewusst ist, kann sie sie für den Moment stoppen. Lass Gedanken und Absichten bei demjenigen, dem sie gehören. Sie brauchen dich nicht zu kümmern. Dein Gegenüber wird dir sagen, wenn ihn etwas stört. Entspann dich. Wenn dir das nicht gelingt: Lass die Gefühle zu und sprich sie laut aus. Dann verschwinden sie schneller, als wenn du sie unterdrückst.
Wie könnten Normalsensible helfen, bei HSP keine negativen Gefühle auszulösen?
Es ist schwierig, eine Sprache zu lesen, die man selbst nicht beherrscht. Doch man kann die Sprache HSP lernen. Besonders wichtig, wenn es zum Beispiel das eigene Kind ist. Oftmals hören die Sensitiven: “Sei nicht so sensibel!» Oder: «Du übertreibst!“ Sag so etwas nicht, sondern nimm die Hochsensiblen ernst. Versuch, mehr Verständnis aufzubringen. Sie fühlen so und können nichts dafür, dass sie so feine Antennen haben. Erklär, wie du etwas gemeint hast. Zeig aber auch deinen Blickwinkel auf. Du kannst viel von einer hochsensiblen Person lernen.
Beide können voneinander sehr viel lernen.